Meltingport Baufelder 103/104, Hamburg-HafenCity
Eingeladener, hochbaulicher Realisierungswettbewerb, 2022
Standort: Baufelder 103/104, Hamburg-HafenCity
Auslober: Nord Project GBI Beteiligungsgesellschaft, GBI Holding AG, Carnaby Capital
Größe: ca. 23.400 qm BGF
Nutzung: Hotel, Studentenwohnen, Büro
Fachplaner: bloomimages
Städtebau
Akzentuierung und Verschmelzung
Auch wenn das Baufeld 103/104 mehrere Nutzungen beherbergt, so ist es städtebaulich nicht als ein Nebeneinander von Einzelbaukörpern, sondern als eine vertikal und horizontal zusammenhängende Figur komponiert. Die Einzelteile verschmelzen zu einem Ganzen.Unser Ansatz für die Gestaltung des Baukörpers und dessen Hülle arbeitet diese Lesart heraus.
In der Baukörperproportion wird die Nord-Südrichtung akzentuiert, während die Ost-West-Richtung zurücktritt und als untergeordnet und „dazwischengesetzt“ wahrgenommen wird. Die beiden Flügelbauteilen, welche das Baufeld 104 mit seinen Nachbarbaufeldern verbindet, bilden eine Unterkategorie dieser Ost – West – Bauteile.
Naturgemäß kommt in dieser Figur dem Hochhaus eine besondere Rolle zu:
Dessen Volumen wird vertikal gegliedert, wodurch es zum einen schlanker erscheint und sich in seiner Proportion selbstverständlich mit den liegenden Baukörperteilen verbindet.
Korb und Füllung
Ein feines Netz aus horizontalen und vertikalen Lisenen überzieht die gesamte Figur und verbindet die einzelnen Gebäude und Nutzungsteile miteinander. Dabei reagiert dieses Geflecht mit der Größe und Proportion seiner „Maschen“ auf die Proportion der Einzelvolumen dieser Figur. Durch die Lisenen entsteht ein Spiel von Öffnung und Verdichtung in Frontal- und Schrägansicht.
Die rote Aluminium – Keramik – Fassade entwickelt in ihren regelmäßig geschosshohen, vorgehängten Elementen eine Grammatik, die sich als zusammenhängendes Kleid über alle Bauteile und Nutzungen erstreckt.
Im neuen Innenhof lösen sich die vertikalen Lisenen der Fassade zu Rankgerüsten auf, an denen sich das grün vom Boden des Hofes wie ein inneres Futter über die Hoffassaden empor und bis auf die Dächer zieht.
Nutzung und Flexibilität
Teilen und Verbinden
Die vorliegende Aufgabenstellung und Nutzungsverteilung impliziert durch die durchgängig gewählte Geschosshöhen über alle Nutzungen und Bauteile bei gleichzeitig moderaten Baukörpertiefen eine hohe Flexibilität der Nutzungen untereinander sowie in Bezug auf möglichen Drittnutzungen.
Insbesondere das Hotelhochhaus ist unter gewissen Voraussetzungen leicht auch als Wohnhochhaus denkbar.
Tragwerk und Fassade
Vorgefertigte Hohlkörper Spannbetondecken (BRESPA) spannen über bis zu 9,40 m und damit im Hochhaus vom Kern bis an die Fassade. In den beiden Flügelbauten reichen sie von Fassade zu Fassade. In allen übrigen Gebäudeteilen wird eine Stützenreihen entlang der Mittelerschließung nötig (z.B. Peiko Slim-Floor-Träger mit integriertem Brandschutz).
Die vorgespannten Hohlkörperdecken haben u.a. den Vorteil, dass sie Eigengewicht, und damit vor allem bis zu 50% Beton und in der Folge CO2 einsparen.
Aufgehende Massivbauteile (Fassaden und Kerne) werden weitestgehend in Recycling Beton und als vorgefertigte Bauteile konzipiert.
In allen Nutzungen werden Trennwände in Leichtbau erstellt, was den Ressourcen- und CO2-Verbrauch erheblich reduziert sowie Rückbau und Umbau erleichtert.
Die Aluminium – Keramik – Fassade ist als Geschosshohen Elementfassade konzipiert, die von Decke zu Decke spannt und ohne Gerüst zu montieren und zu demontieren ist.
Die Fassaden kommt ohne Verklebungen aus und kann in Ihre Einzelteile zerlegt werden.
Nachhaltigkeit
Die folgenden Aspekte des nachhaltigen Bauens sind so weit als möglich in unserem vorliegenden Wettbewerbsprojekt zu Grunde gelegt bzw. müssen im weiteren Planungsprozess spezifiziert und ausgearbeitet werden.
Wasserhaushalt
Regenrückhaltung über Zisternen unter TG Rampen zur Nutzung der Bewässerung von Hof und Dächern.
Reduktion des Energiebedarfs
– Fernwärme Nutzung
– Photovoltaik auf allen Dächern, die nicht begrünt werden oder für die Rückkühlung benutzt werden.
– Engmaschiges Monitoring der Verbräuche: Installation von flächendeckenden Zähleinheiten
Schonung Öffentliche Güter
– Hoher gestalterischer Anspruch wird durch Architektur-Wettbewerb eingelöst
– Hohes Maß an intensiver Hof-, Dach- und Fassadenbegrünung, Nutzung der Dachflächen: „Grünes Innenfutter“
– Biodiversität in der Pflanzenauswahl
– Photovoltaikanlagen mit darunter liegenden Retensionsdächern
– Vermeidung von Schwermetalleintrag durch Planung ohne Kupfer- und Zinkdächer
– Sparsamer Umgang mit Frischwasser durch Wassersparamaturen
– Regenwasserzisterne für Die Dach und Hofbewässerung
– Durchgängige Barrierefreiheit
– Komfort für Fahrradfahrer
– Ladeeinrichtungen für E-Mobilität
– Carsharing und externe Zugangsmöglichkeit für die Garage
Einsatz Umweltschonende Baustoffe
– Materialien mit geringem Herstellaufwand, guter Funktionalität, Langlebigkeit und geringem Wartungsaufwand
– Verwendung zertifizierte Hölzer
– Einsatz ökologischer Baustoffe
– Verwendung von rezykliertem Beton
– Wo möglich: Trennwände aus Lehmplatten
Reduktion der globalen Wirkung
– Herstellt, Transport- und Entsorgung werden durch vorgefertigte Bauweise bei Rohbau und Fassade reduziert
– Einsatz von wiederverwendbaren und trennbaren Materialien
– Verwendung von Materialien mit geringem Schadstoffanteil
Behaglichkeit
– Thermischen Behaglichkeit: „Prozentsatz der Unzufriedenen“ gilt als Messgröße
– Öffenbare Fenster
– Engmaschige Raumluftmessung
– Gute Raumakustik
– Offene Decken (geringes Maß an Abhängdecken) wirken als Speichermasse und sorgen für angenehmes Raumklima
– Optimale Raumbelichtung (Nachweise)
– Hochwertige Beleuchtungskonzept
– Bepflanzung zwischen den Fenstern zum Innenhof
– Verwendung von Parkettböden in Arbeitsbereichen (Allergiegerechtigkeit)
Nachhaltiger Gebäudebetrieb
– Ausreichende Sauberlaufflächen
– Fenster können von Innen ohne zus. Höhenzugangstechnik gereinigt werden
– Flexibel justierbare Raumakustik durch nachrüstbare Buffer in den Gewerbeflächen
– Öffenbare Fenster zur Nachtauskühlung
– Flexible Gebäudestruktur (s. oben) ermöglicht leichten Umbau und Umnutzung
Planungsprozess
– Erstellung und Begleitung von Materialausweisen
– Erfassung und Bilanzierung der Verwendeten Bauteile