Wasserhaus Baufeld 90b, Hamburg HafenCity
Eingeladener Realisierungswettbewerb
Standort: Baufeld 90b, Hamburg HafenCity
Auslober: Otto Wulff Projektentwicklung
Größe: ~7.000 m² BGF
Nutzung: Wohnen
Fachplaner: bloomimages
Haus im Wasser
Grundfest – gleich einer Baake oder Dalbe – erheben sich die Wohntürme aus dem Hafenbecken und über das Wasser. In ihrer vertikalen Ausrichtung durchstoßen sie die horizontale Wasserfläche und verbinden den Hafengrund mit dem Himmel.
Während sich der Wasserstand im Hafenbecken mit der Tide hebt und senkt, vermitteln die drei Türme Stabilität und Grundfeste, was sie als Wohnort geeignet erscheinen lässt.
Aus Gründen der Belichtung und Orientierung schlagen wir vor die Wohntürme im Baakenhafen in ihrer grundrisslichen Organisation als Nord- Südorientierte Rechtecke anzulegen, sodass größere Teile der Fassade Ost-, West- oder Südorientiert sind und reine Nordwohnungen ausgeschlossen werden. Zum anderen reihen sich die Türme so mit ihrer Schmalseite entlang des Ufers auf, was sie schlanker, vertikaler und somit eleganter erscheinen lässt.
Wie bei ihren hölzernen Vorbildern, so spielt auch bei den neuen Türmen eine Grundstruktur aus vertikalen „Fasern“ eine Rolle, welche dem Himmel entgegenwachsen und dem schlanken Baukörper Stabilität verleihen.
Fassaden
Die vertikalen Fasern bestehen aus einem organisch wirkenden System von übereinander gereihten Loggien und Baywindows, die wie die Pfeifen einer Orgel in die Höhe streben. Die Faltung der Fassade initiiert wechselnde Blickrichtungen aus den Wohnungen an den beiden Nachbartürmen vorbei in unterschiedliche Himmelsrichtungen.
Großformatige Tafeln aus lichtgrauem Faserzement bilden eine durchgängig, solide wie leichte Haut für das Holztragwerk der oberen Geschosse, welche die Anforderungen des Brand- und Witterungsschutzes gleichermaßen gut erfüllt und der bewegten Gebäudehülle Eleganz verleiht.
Ein feines und regelmäßiges Netz von horizontalen und vertikalen Fugen nimmt Bezug auf die klare innere Struktur des Holzskeletes.
Zentrales Element für die kleinen Wohnungen ist jeweils eine Loggia, deren äußere, aber auch innere Hülle flexibel und je nach Witterung und Lichteinfall durch Falten oder Schieben geöffnet und geschlossen werden kann. So entsteht auf wenigen Quadratmetern eine sehr hohe und abwechslungsreiche Wohnrauqualität. In der Loggia befindet man sich gewissermaßen zwischen „Stamm und Borke“. Diese Zweischichtigkeit liefert gleichzeitig den erforderlichen Schallschutz für die angrenzenden Räume.
Die Regelfensterelemente sind flach oder im Grundriss geknickt als Hafencityfenster ausgebildet.
Sockel, Dach und Grundrisse
Um sicher zu stellen, dass bei Niedrigwasser der Turm nicht „trockenfällt“, seine Fundamente sichtbar werden und sich somit seine Solidität infrage stellen würde, schlagen wir drei Untergeschosse vor, die im Übrigen erforderlich sind, um die Anforderungen des Raumprogramms nach Mieterkellen und Fahrradstellplätzen zu erfüllen. Darüber hinaus ist hier auch der Müllraum angeordnet, der zur Entsorgung über einen einfachen Unterfluraufzug aus den EG angedient wird.
Die drei Geschosse aus hellem WU-Beton erheben sich über ein Fundament aus Großbohrpfählen aus dem Hafenbecken. Die Profilierung der Außenwand nimmt Bezug auf die Struktur und bildet die Basis des darüber liegenden Holzbaukörpers.
Das Erdgeschoss erhält als überwiegendes Wohngeschoss die gleiche Höhe wie die Obergeschosse, dafür ist der Eingangsbereich zweigeschossig ausgebildet und die Dachfläche ebenfalls von der aufgehenden Fassade einfasst.
Die Grundstruktur des Wohnturmes beruht auf den geforderten 1 ½ Zimmerwohnungen, welche je nach Lage an den Ecken oder Längsseiten, sowie Lage der Loggien eine gewisse Varianz an Layouts und Orientierungen anbieten. Dieses Grundmodul kann nach Bedarf in
den oberen Geschossen zu größeren 3-4 Zimmerwohnungen horizontal über Eck, oder vertikal als Maisonettwohnungen zusammengekoppelt werden.
Der Dachgarten sollte unserer Ansicht nach für die Kinderspielflächen genutzt werden und auch den Aufsichtsführenden Erwachsenen eine hohe Aufenthaltsqualität bieten. Der begrünte Erschließungskern wird auf seiner Oberseite mit Photovoltaik Elementen belegt.
Material und Konstruktion
Über den drei Sockelgeschossen bildet der vertikale Erschließungskern mit Aufzügen und einem Sicherheitstreppenhaus, das aussteifende Zentrum eines umlaufenden Holzskeletts. Um der Grundrissgeometrie des Baukörpers Rechnung zu tragen ist die Stahlkonstruktion nach Norden und Süden mit Deckenscheiben und Stützen verlängert.
Die umlaufenden Holzelementdecken liegen entlang der Fassaden auf einem Stahlträgerring auf und überkragen diesen. Die Holzstützen und die Deckenelemente sich sichtseitig, in den Wohnungen erlebbar und werden durch Holzböden und Holzaluminiumfenster ergänzt.
Auch die Böden, Unterdecken und vertikalen Wandflächen in den Loggien sind in warmtönigem Holz verkleidet und tragen so das Material aus dem Inneren nach außen.