Teilbibliothek der Universität Siegen
Nichtoffener interdisziplinärer Realisierungswettbewerb
Standort: Kölnerstraße, Siegen
Auslober:in: Universität Siegen
Größe: ca. 6.700 m² BGF
Nutzung: Bibliothek, Lernzentrum, Ausstellung, Veranstaltung, Verwaltung
Fachplaner: KFW Ingenieure, Ingenieurbüro Hausladen, HHP West, bloomimages
Turm und Tor
Vom Kölner Tor aus zeigt sich die neue Bibliothek wie sein westlicher Nachbar mit einem Giebel.
Das Haus nimmt so die morphologische Logik der Kölner Straße auf und lässt durch seine markante Silhouette klar erkennen, dass sich der Baukörper über die Siegbergstraße hinweg weiter bis zum Fuß der ehemaligen Stadtmauer an der Friedrichsstraße entwickelt.
Die Durchwegung der Siegbergstraße wird dabei als Tor ausgebildet.
Die Bibliothek wird zum Torhaus, welches mit dem „dicken“ Turm in Dialog tritt.
Terrassen zur Sieg
An der Friedrichstraße nimmt der neue Baukörper die Baulinie und Traufhöhen der bestehenden Häuser im weiteren Straßenverlauf und dem Gegenüber auf und vervollständigt so das Straßenprofil.
Im oberen Teil bilden sich zwei begrünte Terrassen mit Blick über das Tal der Sieg aus, die auf der Ebene 1 für öffentliche Veranstaltungen und Empfänge genutzt werden kann und auf der Ebene 3 im Zusammenhang mit dem lauten Bereich der Bibliothek Arbeitsplätze im Freien bietet.
Struktur und Hülle
Wie Bernd und Hilla Becher in Ihrer Fotoserie „Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebietes“ 1965 eindrucksvoll dokumentieren, ist für Siegen und die Region der Fachwerksbau und gleichermaßen die Bedachung und Fassadenbekleidungen in Schiefer seit Jahrhunderten stilprägend.
Unser Projekt interpretiert diese Themen neu und fasst die Bibliothek als großes Regal in Holzständerbauweise auf, das mit einer durchgängigen Hülle aus schwarz eingefärbten Recycling – Gussglas bekleidet wird, in welche großen Bereichen Photovoltaikelemente integriert werden. Fensteröffnungen sind flächig in die Glashülle integriert und je nach Funktion bedruckt, um den Wärmeeintrag zu reduzieren und die Öffnung in die Haut des Hauses zu integrieren.
Innere Organisation und Erschließung
Von der Siegbergstraße aus gelangt man auf der Ebene 0 in das Entrée der Bibliothek an der Kölner Straße, welches von 3 Seiten einsehbar ist und als Café und Ausstellungsfläche dienen kann. Über eine großzügige Freitreppe und einen Aufzug gelangt man auf die Ebene 1 in das Foyer mit seinem umfangreichen Serviceangebot. Von hier aus ergeben sich verschiedene Ausblicke in die Kölner Straße, zurück zum Kölner Tor und die Siegbergstraße hinauf.
Als eine Magistrale kreuzt der Weg in die Bibliothek die Siegbergstraße und finden seinen Abschluss auf der Dachterrasse an der Friedrichstrasse.
Die Bibliothek
erstrecht sich über alle Geschosse zwischen Friedrich- und Siegbergstraße.
Auf der Ebene 1 gelangt man aus dem Foyer, an der Zentrale Information vorbei durch die Sicherheitskontrolle nach unten in den Freihandbereich, die Leise Zone und nach oben in die Lernwelten und das Selbstlernzentrum als der laute Bereich.
Beide Zonen sind akustisch voneinander getrennt und verfügen jeweils über einen eigenen, verbindenden Luftraum. Eine Aufzugsgruppe sowie eine Buchaufzug verbinden alle Ebenen des Hauses.
Unabhängig davon führ ein weiterer Aufzug von der Friedrichstraße auf die Siegbergstraße und bis auf die Ebene 1 und mündet dort gegenüber des zentrale Informationstresen außerhalb des Sicherheitsbereiches der Bibliothek.
Schulung, Workshop und Verwaltung
Freitreppe und Aufzug an der Kölner Straße führen bis auf die Ebene 2 wo sich über dem Foyer der Workshopbereich und der große Schulungsraum befinden. Der Schulungsraum kann unterteilt werden und sowohl aus dem dazugehörigen Foyer wie aus der Selbstlernbibliothek erschlossen werden.
Darüber liegt die Verwaltung mit Ihren Büros und eine großen Besprechungsraum unter dem Dachfirst.
Das Holzständerwerk der Bibliothek laste auf Stützen in Baubuche in einen Raster 7.15 x 7.15m. Haupt- und Nebenträger wirken im Verbund mit einer Druckzone in Beton.
Die Klarheit der Struktur und regelhafte Geschosshöhen von 3,70 machen verscheidenen Um- und Nachnutzung der Bibliothek denkbar.
Nachhaltigkeit
Die Verwendung von Holz als Tragwerk ist neben dem Bezug zur Bautradition der Region und als wesentliches Element der Atmosphäre des neuen Hauses auch ein zentraler Bestandteil unseres Konzeptes zu CO2-Reduktion.
Alle Verbindungen im Haus insbesondere die der Fassade aus Recycling – Gussglas werden als leicht demontierbar konzipiert.
Wo sinnvoll integrieren sich PV- Paneele in die Haut des Hauses, vornehmlich auf den Dachflächen.