Entwicklung am Standort Domstraße, Hamburg
Hochbaulicher Realisierungswettbewerb, März 2018
Standort: Domstraße / Große Reichenstraße / Alter Fischmarkt, Hamburg
Auftraggeber: August Prien Immobilien
Größe: ~20.000 m² BGF
Die zwei straßenbegleitenden Gebäudeflügel des neuen Geschäftshauses liegen jeweils an der Dom- und der Großen Reichenstraße und sind dort adressiert. Sie treffen an der Ecke aufeinander und verzahnen sich zu einem Gebäude in einem Kleid. Sie bilden eine konkave Innenecke aus und geben so der Situation zusätzlich Raum, ohne dabei eine Mitte oder Richtung vorzugeben.
Eine Aufweitung des Stadtraumes, ergibt sich scheinbar beiläufig und nicht als pointierte Geste, welche als solche bezuglos ins Leere laufen würde.
Die Verjüngung des Baukörpers nach oben fällt entlang der beiden Straßen unterschiedlich aus, folglich springen in der Stirnfassade auch die Knickpunkte der einzelnen Schichtung zueinander. Die wechselnde Orientierung der Teilflächen nimmt Bezug auf die Wahrnehmung des Hauses, aus der Bewegung entlang der Domstraße.
Unser Vorschlag widersteht der Versuchung die Situation in einer Formel, einer Geste oder Struktur zu beantworten, sie „aus einem Guss“ lösen zu wollen. Wir vertrauen darauf, dass es genau das Nebeneinander ist, welches „Stadt“ in Ihrer Vielfältigkeit auf lange Sicht überzeugend macht und attraktiv sein wird.
Es entsteht eine Bebauung aus einem Geschäftshaus und zwei Wohngebäuden die eine gemeinsame Tiefgarage nutzen, jedoch nicht nur real geteilt, sondern auch von unterschiedlichem Ausdruck sind, und so auf selbstverständliche Weise ihren Beitrag zur Vielfältigkeit der Stadt an diesem Ort liefert.
Ziegel als gemeinsames Material verbindet die neuen Häuser mehr mit den Häusern der bestehenden Umgebung als zwingend untereinander.
Die Ähnlichkeit in der Materialisierung und dem tektonischen Aufbau entspringt unserer individuellen Überzeugung darüber, welchen Duktus Häuser an dieser Stelle in der Stadt haben sollten, ist also dementsprechend ein „handschriftliches“ Thema.
Andererseits erscheint es uns nicht gewinnbringend für das neue Geschäftshaus auf kleinteiligere Strukturen, wie die alten Parzellen, Bezug zu nehmen. Der bestehende städtische Kontext in seiner nach- weltkrieglichen Heterogenität würde dies als reine Mimikry oder gar versuchte Pittoreske entlarven.
Die beiden Flügel des Geschäftshauses fassen einen Innenhof, der in seiner Gestaltung einen Bezugspunkt und Ruhepol für die umliegenden Wohnungen und Büros ist. Durch verschiedene Zuwegungen erhält dieser einen halböffentlichen Charakter. Die Zugänge tragen die Höhensituation aus den umliegenden Geländeanschlüssen barrierefrei in den Hof hinein, sodass die Topografie des Ortes in Innern des Blockes erlebbar wird.
Das Konzept von Vogt Landschaftsarchitekten sieht mit Schnurrbäumen bepflanzte Inseln als Kissen vor, die in Ihrer Form Bezug auf die Wegeführung durch den Hof nehmen und von langen Sitzbänken begleitet werden, welche Anwohner und Gäste zum Verweilen einladen.