OSKAR – Ehemaliges Thyssen-Krupp-Areal, Köln

Zweiphasiges Gutachterverfahren, 2. Preis

Standort: Oskar-Jäger-Straße, Köln-Ehrenfeld
Auftraggeberin: SORAVIA
Größe: 55.000 m² BGF
Nutzung: Büro, Kultur, Hotel
Zusammenarbeit: ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS, urbanegestalt

Das Konzept

Das städtebaulich-hochbauliche Konzept erhält und unterstreicht die großmaßstäbliche Struktur der heutigen stählernen Halle und schreibt diese als markanten Ort im Kölner Stadtgrundriss fort. Dabei entsteht ein attraktiver, grüner und vielfältiger Campus für über 2.000 Arbeitsplätze mitten in Ehrenfeld.

Das Konzept setzt sich intensiv mit der Fortführung und Inwertsetzung der bestehenden baulichen Struktur sowie der verwendeten Materialien auseinander und ist als ein ganzheitlicher Beitrag aus adressbildendem Städtebau vor dem Ehrenfelder Kontext, innovativen und flexiblen Gebäudekonzepten im Neubau, Denkmalschutz und Bestandserhalt als Freiraum und Nachhaltigkeit zu verstehen.

Der Campus

An der Oskar-Jäger-Straße zeigt sich der zentrale Freiraum als Campusgarten mit einer niedrigen Sitzmauer samt transparentem Zaun und großzügigen offenen Toren. Dadurch wirkt der Bereich abgegrenzt gegenüber dem öffentlichen Raum und gleichzeitig einladend durch die Geste der offenen Tore – bekannt aus den traditionellen Anlagen von angelsächsischen Hochschulcampi.

Die Markierung und Abgrenzung schafft räumliche und optische Barrieren, kann bei Bedarf geschlossen werden und ermöglicht trotzdem in den versiegelten und „dunklen“ Ecken von der Oskar-Jäger-Straße und der Vogelsanger Straße im Übergang zum Bahnviadukt ein freundliches, naturbezogenes Adressbild.

Die Halle Nr.1 bleibt als das „Ehrenfelder Dach“ in ihrer Struktur nahezu komplett erhalten. An ihren beiden Enden verbleiben die Hallenflächen sowie der Hallenboden. Dazwischen spannt sich die neue grüne Mitte des Campus‘ als nutzbare weitgehend entsiegelte grüne Freifläche auf. Sie ist das zentrale Freiraum- und Adresselement, das alle Gebäude westlich und östlich der Oskar-Jäger-Straße zu einem Campus zusammenführt. Der Campusgarten ist gleichzeitig Adresse und gut nutzbarer Vorbereich der erhaltenen Hallen- und Gebäudestrukturen.

Das freigestellte Tragwerk der Halle tritt mit der Vegetation in einen Dialog und wird so gleichzeitig selbst zum Rankgerüst. Der so entstandene urbane Raum ist Zeichen der industriellen Geschichte des Ortes sowie dessen Weiterentwicklung gleichermaßen.

Am südlichen Ende des zentralen Grünraumes wird der Hallen zu einer multifunktionalen Loggia-Fläche, welche der Gemeinschaft des Campus und unterschiedlichen Nutzungen dient. Sie bietet nach Süden transparent und offen ein Fenster zur Oskar-Jäger-Straße. In der Mittagszeit stehen hier Food Trucks und man kann im Sommer vor der Halle draußen sitzen. Dort können auch Veranstaltungen und Konzerte im größeren Rahmen stattfinden.

Das nördliche Ende der Halle 1 wird als Volumen ebenfalls erhalten und schützt den Campus zusätzlich vor dem Lärm der Bahn. Es bietet witterungsgeschützten und teiltemperierten Raum für besondere Nutzungen wie Ausstellungen oder Veranstaltungen und kann zusammen mit dem Erdgeschoss bzw. Obergeschoss des Torhauses oder separat genutzt werden.

Halle 4: „Die fünf Gartenhöfe“

Entlang der östlichen Grundstücksgrenze entwickeln sich das geforderte Programm von Büro und Gewerbeflächen in einer Reihe von Hofhäusern, die jeweils eine eigene erkennbare Identität ausbilden und sich dabei gemeinsam mit ihren Nachbarn zu einer kräftigen und bewegten städtischen Skulptur verbinden.

Die Summe der Teile ist mehr als das Ganze, gemeinsam aber auch in einzelnen Abschnitten erkennbar und lesbar. Die Flexibilität in den Nutzungs- und Bauabschnitten geht mit dem architektonischen Konzept einer kräftigen, vielschichtigen, differenziert gestalteten Architektur einher.

Die beiden dreieckigen Auftaktplätze im Norden und Süden sind dabei als jeweilige Vorfahrt an der Oskar-Jäger-Straße und der Vogelsanger Straße über einen gut proportionierten und begrünten Erschließungsraum als autofreier „Taxiway“ verbunden.

Die Halle 4 wird phasenweise einschließlich des Hallenbodens und der Fundamente zurückgebaut. An ihre Stelle tritt eine hocheffiziente Bürostruktur, die sich vielfältig skulptural kammartig um 5 Gartenhöfe legt. Die Gebäude sind in flexiblen unterschiedlichen Kombinationen miteinander nutzbar, vom Großnutzer bis zu einer Mischung aus kleinteiligeren Nutzern und Multi-Tenant-Gebäuden.

Aus der Idee der gemeinsamen Wirkung von einzeln lesbaren Gebäudeteilen entwickelt sich eine Silhouette aus Erd- und Sockelgeschossen mit zwei- bis viergeschossigen Aufbauten und einem markanten Turmgebäude. Diese Gebäude bilden gemeinsam eine skulpturale Form, die in subtil unterschiedlichen Formen nutzungsbezogen auftritt. Auf den Dächern sowie dem Dach des Hochpunktes bieten begrünte Dachterrassen hohe Aufenthaltsqualitäten und Fernsicht bis zum Dom.

Zwischen den Backsteinbauten an der Oskar-Jäger-Straße und der hohen Brandschutzwand im Osten des Campus nimmt diese „freundliche Skulptur“ mit ihrer vielfältigen Wirkung im Ganzen und in ihren Teilen den Platz der großmaßstäblichen und gleichzeitig filigranen Struktur der ehemaligen Halle 4 ein.

Das Denkmal

Der nördliche Seitenflügel des denkmalgeschützten Verwaltungsgebäudes wird ergänzt. Dazwischen spannt sich ein besonderer Freiraum an der Oskar-Jäger-Straße auf, den man sich gut als Ergänzung für eine gastronomische Nutzung des Erdgeschosses vorstellen kann. Der Adresse entsprechend werden in den Obergeschossen besondere Büroflächen wie Co-Working und Conferencing angeboten.

Das Torhaus „Treppenhaus“

Gemeinsam mit dem Denkmal flankiert das markante Gebäude mit seiner „getreppten“ Backsteinfassade den Haupteingang zum neuen Campus, markiert von der Straßenkreuzung, und ist gleichzeitig der Auftakt der Vogelsanger Straße. Auch wenn sich herausstellt, dass es aufgrund der geringen Gebäudetiefe im Grundriss oder den Geschosshöhen ersetzt werden müsste, schlagen wir ein Gebäude ähnlicher Kubatur und Erscheinung vor.