Bergedorfer Markt, Hamburg-Bergedorf
Neuer Wohnraum und Belebung des Karstadt-Areals, Eingeladener Wettbewerb, 2022
Standort: Bergedorfer Markt, Hamburg-Bergedorf
Bauherr: Reese Baumanagement GmbH & Co. KG
Größe: ca. 8.500 qm BGF
Nutzung: Wohnen und Gewerbe
Fachplaner: bloomimages
Mitten in Bergedorf
Der mittelalterliche Ursprung Bergedorfs ist im Stadtplan des heutigen Zentrums mit seiner kleinteiligen Parzellierung und gewundenen Wegenetz gut erkennbar. Bis zum heutigen Zeitpunkt erscheint das bisherige Karstadtgebäude aus den 1970er Jahren als deutliche Störung dieser Morphologie des Ortes.
Drei Häuser und ein grüner Hof
Unser Projekt schlägt drei separate Stadthäuser vor, die über einen gemeinsamen Innenhof und ihren Sockel verschmelzen.
Nach Norden bildet das Markthaus das Kopfende des Bergedorfer Marktes. Das Eckhaus nimmt Bezug auf den kleinen Platz am Wiebekingweg, während das Südhaus dem Verlauf Hinterm Graben folgt.
Jedes der drei Häuser bildet seine eigene Identität über die Gliederung und Materialisierung seiner Fassade aus. In ihrer Proportion nehmen diese Fassaden Bezug auf die umliegende kleinteilige Parzellierung und vertikale Organisation der benachbarten historischen Häuser.
Auch für die neuen Häuser sind Risaliten und Giebel gestalterischen Werkzeuge, durch die sich die Häuser mit dem umliegenden Stadtraum verzahnen und den Straßenraum gliedern.
Während die Inne-und Hinterhöfe der historischen Nachbarn lediglich der Belichtung und Belüftung dienen und oftmals durch Einbauten verstellt sind, so bildet der gemeinsame Hof der neue drei neuen Häuser seine ganz eigene Atmosphäre aus.
Die Fassade des Markthauses gliedert sich durch feine Keramiklisenen in einzelne Teilfelder wie dieses viel der Häuser in der Bergedorfer Innenstadt tun. In seiner Farbigkeit komplettiert das Haus die bestehenden, hellen Fassaden, die den Marktplatz fassen.
Das Eckhaus bildet durch eine Materialisierung in geschlämmtem Mauerwerk eine solide Ecke für das Ensemble der drei Häuser, sowie den gesamten Block. Auch das Eckhaus ist hell gehalten, um dem umgebenden Stadtraum im Schatten der beiden großen Bäume viel Licht zurück zu geben.
Das Südhaus Hinterm Graben nimmt den roten Ziegel als Material der gegenüberliegenden Bebauung auf, um so den Straßenraum gefäßartig zu fassen. Der Ziegel wir nun aber als Bekleidung verwendet, welche Fassade und Dach gleichermaßen schindelartig belegen.
Zur Stadt wohnen – am Hof schlafen
“Turning the back to the city is a dramatic statement”, Steven Holl
Konsequent sind in allen drei Häusern die Wohnräume zur Stadt ausgerichtet und verzahnen sich mit dieser räumlich – ungeachtet der Himmelrichtung!
Ebenso konsequent liegen die Schlaf- und Wohnräume entlang der geschwungenen Fassade des Innenhofes, der mit seinen weichen kurven und seiner dichten Begrünung zu einem besonderen Ort der Ruhe wird: eine grüne Oase inmitten der umgebenden Stadt bildet.
Folgerichtig wird der Hof auch nicht „benutzt“, sondern dient der Belichtung und der Kontemplation.
Die Häuser sind über je ein Treppenhaus erschlossen und als 2-, 4- und 5-Spänner organisiert.
Sockel und Dächer
Das Erdgeschoss und Untergeschoss lasten auf eine regelmäßige Stützenraster von 8,10 m, welches für eine Einzelhandelsnutzung im EG und eine Garage maximale Flexibilität und Effizienz bietet.
Die Medien aus den Steigeschächten der Wohngeschosse werden in der Decke über EG gesammelt und verzogen.
Prinzipiell sind sehr verschieden Aufteilungen des EGs denkbar. Die Tiefgaragenzufahrt und eine mögliche Anlieferung liegen an der südöstlichen Ecke des Grundstückes. Falls gewünscht kann am Bergedorfer Mark ein Zugang zur Tiefgarage organisiert werden. Das westliche Ende des Baufeldes scheint sich für eine gastronomischen Nutzung unter den großen Bäumen zu eignen. Hier schlagen wir auch die Spielflächen vor.
Für eine gute Einbindung in die umgebende Bebauung sind die Dächer als blechgedeckte Mansarddächer ausgeformt. Großzügige Gauben sorgen für gute Belichtung. Die flachen Teile der Dächer sind als Dachgärten genutzt. Ergänzend ist PV und Solarthermie installiert.