17. März 20223
Baumeister auf Hawaii und Sylt
Über die Passion für Formfindung, Ästhetik und Funktionalität.
Architekt Tim Hupe über Formfindung, Ästhetik, Funktionalität und Produktion von Surfboards. Eine Reise in die 70er, das erste Patent „für ein windbetriebenes Fahrzeug“ war genehmigt, der Sport in den Anfängen. Design und Funktion überzeugten den damals 16-Jährigen nicht. Im bayrischen Wald fing er mit zwei Freunden an, selbst Boards zu bauen. Baupläne für Wellenreiter wurden mühsam aus diversen Publikationen und Magazinen gesammelt. Daher reiste der Schüler allein nach Honolulu, beschloss sich nach Abitur und Militär auf Hawaii den Traum vom Profi-Surfer zu erfüllen. In der Zwischenzeit verdiente er in Deutschland erstes Geld mit seinen Brettern. Zurück auf Hawaii überzeugten seine Boards Ed Angulu, der sich bereits als Shaper in Californien und der hawaiianischen Wellenreitmetropole Oahus einen Namen gemacht hatte. Tim Hupe vertiefte bei ihm seine Kenntnisse und es entstand ein gemeinsames Board.
Tim Hupe: „Die Entwicklung der Form ist das Wesentliche. Sie hat Einfluss darauf, wie das Brett in der Welle liegt. Alles war Handarbeit. Wir zeichneten die Form mit großen Kurvenlinealen, fertigten Schablonen, bauten Bretter und testeten diese in der Welle. Die Erfahrungen wurden beim nächsten Brett angewandt. Rohlinge aus PU-Schaum, mit Holz verstärkt, wurden mit einem Hobel in eine ebenmäßige Form geshaped, die Oberfläche glattgeschliffen. Glasfasern mit einer Harzschicht stabilisierten den Kern, Finish und handbemaltes Design folgten bis das Board wie ein polierter Flügel die Werkstatt verließ. Experimentiert wurde mit Volumen und Gewicht. Anhand von Maßen und Linien auf den Brettern konnten wir prüfen, welche Modifikation die Eigenschaften ändert.“ Später zog es Hupe nach Sylt, dem Mekka der deutschen Surf-Kultur. Hier fertigte er Boards für den jungen Björn Dunkerbeck an – Natalie Sibell wurde Weltmeisterin mit einem seiner Boards.
Als die industrielle Produktion begann, verlor der Bau von Unikaten für Tim Hupe seinen Reiz und er begann sein Architekturstudium an der Universität in Stuttgart. Die Passion für Formfindung, Ästhetik und Funktionalität treibt ihn bis heute.