Neuentwicklung Mönckebergstraße 9, Hamburg

Eingeladener Realisierungswettbewerb

Standort: Mönckebergstraße 9, Hamburg
Auslober: Cordula GmbH
Größe: ~12.000 m² BGF
Nutzung: Hotel, Einzelhandel
Fachplaner: POLA Landschaftsarchitekten, bloomimages

Haus und Stadt

Das neue Haus ist der starken Ensemblewirkung der Schuhmacher‘schen Planung entlang der Mönckebergstraße verpflichtet. First-, Trauf- und Sockelhöhen der umliegenden Bauten, sowie deren grundsätzlich vertikale Fassadenproportion finden sich wieder. Das neue Haus passt sich ein und ist gleichzeitig „ein Kind seiner Zeit“.
Das Haus legt sich um einen zentralen Innenhof und bildet zu allen drei Straßenseiten grundsätzlich ähnliche Fassaden aus, die es zum „Kopf und Ende“ des Blocks zwischen Mönckeberg- und Bugenhagenstraße werden lassen.
Differenzierungen entstehen durch die Ausbildung der Baukörperecken und der oberen drei Geschosse.
Mit der Ausbildung eines Erkers an der Ecke Mönckebergstraße / Barkhof nimmt das neue Haus Bezug auf den Mönckebergbrunnen und wird Teil einer Dreiergruppe von Kopfbauten um den Brunnen herum.

Die Fassade

Die Fassade in Cottaer Sandstein nimmt Bezug auf die anderen Häuser um den Mönckebergbrunnen herum. Sie gliedert sich gemäß der Nutzung analog zu vielen der umliegenden Bauten in einen zweigeschossigen Sockel (Einzelhandel), einen Mittelteil (Hotel
/Büro), sowie zwei Staffelgeschossen und einem Dachgeschoss, die in gleicher Weise genutzt werden wie die Regelgeschosse.
Dem Gedanken der Nachhaltigkeit in der Nutzung folgend, ist die Fassade so konzipiert, dass sie die zeitgenössischen Anforderungen sowohl als Hotel- als auch als Bürofassade voll erfüllt und das Gebäude auf beide Weisen nutzbar macht. Das Grundmodul der Fassade ist mit 7,50 m, 3,75 / 1,25 m so gewählt, das sich Hotelzimmer als auch flexible Bürogrundrisse gleichermaßen wirtschaftlich organisieren lassen. Dieses führt zu einer feingliedrigen Fassade und viel Tageslicht in den Räumen.
Die Höhe der Regelgeschosse mit 3,70 m erlaubt bei Ausbildung einer Brüstung von 1 m gut belichtete Räume, sowohl zur Straße als auch zum Hof.
Vertikale Lisenen bilden die Grundstruktur des Hauses nach außen ab. Dazwischen spannen sich die Brüstungen konkav auf. Alle Fenster sind konventionell zur Reinigung zu öffnen.

Die zweigeschossige Sockelfassade bildet große Schaufenster aus (Box Windows), die in den umliegenden Stadtraum ausstrahlen und um die gerundeten Sockelfassade geführt werden.

Das Dach staffelt sich über drei Geschosse zurück und bindet sich in die Dachlandschaft der umliegenden Bauten an der Mönckebergstraße.

Der Innenhof: „Greenfall versus Skyfall“

Wie das gerahmte Bild eines grünen Wasserfalls ergießt sich eine üppige Bepflanzung entlang der Brandwand in die Tiefe. Geometrische Pflanzeninseln umsäumt mit grünem Tuffstein bedecken den Boden des Hofes. Nebeldüsen befeuchten die Pflanzen und verbessern das Mikroklima des Hofes. Während die Pflanzen und der Tuffstein schallabsorbierend wirken, werden Geräusche, die aus den Zimmern in den Hof dringen vom beruhigenden Zischen der Nebeldüsen überlagert. Die Bepflanzung des Hofes verbessert den CO2-Haushalt des Hauses spürbar und sichtbar. Die grüne Hofgestaltung ist Alleinstellungsmerkmal und Attraktion für Hotel und Restaurant.

Gebäudestruktur

Mit einer Spannweite von 7,5 m – 8,0 m bietet die Grundstruktur größtmögliche Flexibilität für den Einzelhandel, aber auch für die Varianten Hotel oder Büros in den Obergeschossen. Ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit resultiert durch den Entfall einer Abfangebene aus der Durchführung eines einheitlichen Stützenrasters von den Obergeschossen über den Einzelhandel bis in die Tiefgarage. Die Decken der Hotelgeschosse sind als vorgefertigte Holz-Beton-Verbunddecken (HBV) mit höhengleich integrierten Verbundträgern konstruiert. Das Tragwerk in den Verkaufsgeschossen wird im Hinblick auf die brandschutztechnischen Anforderungen bei entsprechend großen Nutzungseinheiten in Stahlbeton ausgebildet. Die erforderliche Aussteifung wird durch die Lage der Kerne begünstigt.

Brandschutz

Die drei Treppenhäuser sind in den Obergeschossen als Sicherheitstreppenhäuser ausgebildet (Druckbelüftung / Schleuse). Die Fluchttreppen aus der Einzeleinheit drei im UG liegen an gleicher Stelle sind jedoch räumlich getrennt von den darüber liegenden Treppenhäusern und nicht druckbelüft. Beide Fluchtwege treffen sich jeweils in den EG Foyers. Die Einzelhandelsflächen im 1. OG verfügen jeweils über zwei Fluchtwege. Alle Einzelhandelsgeschosse werden gesprinklert. In den Obergeschossen wird in der Fassade der Brandüberschlag durch eine min. 1,0 m hohe Brüstung verhindert.

TGA

Der Grundsatz für die gebäudetechnische Planung ist eine primärenergiesparende, ökologisch nachhaltige und nutzerfreundliche Konzeption. Die energetische Anforderung kann nur mit einem ganzheitlichen Energie- und Technikkonzept, sowie einer hochwertigen Gebäudehülle erreicht werden.
Das Gebäude soll den Ansprüchen an eine flexible Nutzung gerecht werden.

Die Zentralen für alle Nutzungen liegen im 2. UG. Lediglich die Rückkühler sind im 8. OG in die Dachlandschaft eingelassen.
Eine zentrale Schachtanlage an der Brandwand zum Levantehaus, liefert Fort- und Frischluft für die Zentralen im 2. UG, sowie Zu- und Abluft in den Geschossen. Entgegen üblichen Hotelkonzepten erlauben die vorgegebenen Geschosshöhen die Führung von Lüftung, aber
auch Heizung, Kälte, Trinkwasser und Elektro unter den Flurdecken von und zu den zentralen Schächten. Lediglich das Abwasser wird vertikal geführt und in der Decke über 1. OG gesammelt. Die erforderlichen Aussparungen sind statisch nicht relevant und im Falle einer Büronutzung leicht verschließbar.

Zero Carbon

Den wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert das Gebäude durch die vorgegebenen Geschosshöhen und die daraus resultierende hohe Drittnutzungsfähigkeit als Bürogebäude.
Die graue Energie der Natursteinfassade (Cottaer Elbsandstein) liegt mit 34 kgCO2äq/m³ sehr niedrig im Vergleich z.B. von Klinker mit 572 kgCO2äq/m³.
Neben den Holzhybriddecken und der Innenhofbegrünung sind folgende Themen in der weiteren Planung untersuchenswert:
– Gründach in Verbindung mit Photovoltaik
– Verwendung von Geothermie
– Nutzung der Abwärme aus der Hotel- und Restaurantküche
– Intelligente, nutzerabhängige Gebäudesteuerung
– Regelungen zum Energiebezug bei den Mietern (Green Lease)
– Natürliche Belüftung in Verbindung Fensterkontakte GLT Heizung
– Bedarfsgeführte Steuerung der Einzelhandelslüftung über C02-Sensoren
– Sowie weitere Details aus den Zertifizierungsverfahren von DGNB und Leed